Was ist so besonders in Bad Pyrmont? Was macht den Esprit des Ortes aus?

„Dieses Fleckchen Erde sei ein halbes Königreich wert“ schrieb der Komponist Georg Philipp Telemann bei einem seiner Kuraufenthalte in Pyrmont (1734). Dichter, Ärzte und viele Reisende nach Pyrmont taten es ihm gleich und rühmten die heilsamen Naturkräfte von Pyrmont. Was gibt es außer Quellen, und seit gut 100 Jahren auch Palmen, zu erleben? Bad Pyrmont im Weser-Bergland teilt sich den Talkessel mit der lippischen Nachbarstadt Lügde/NRW. Beide Städte liegen am Flüsschen Emmer, welches eine Wiesenlandschaft in Mäandern durchströmt und von Kanufahrern gern genutzt wird. Von der letzten Eiszeit geformte Hügel umgeben das Tal und bilden im Einklang mit Feldern und Wäldern ein harmonisches Landschaftsbild, das zur Erholung und zum Entschleunigen auf Wander- und Radwegen einlädt. 

Camper lieben den Mobil-Reisehafen und alle die Entspannung in der Hufeland-Therme. Deren Thermal-Sole steigt nahe dem Bahnhof mit ca. 70° aus den besonderen Gesteinsformationen auf. Erdgeschichte und geologische Besonderheiten im Untergrund von Bad Pyrmont haben ein besonderes Quellsystem mit zwei unterschiedlich zusammengesetzten Wässern hervorgebracht: Calcium-Magnesium-Hydrogencarbonat-Sulfat-Säuerlinge und Natrium-Chlorid-Quellen (Sole). Zudem tritt Kohlendioxid auf natürliche Weise im Bereich der Dunsthöhle aus, der einzig aktiven dieser Art in Europa. Der in Oesdorf/Pyrmont geborene Arzt Johann Philipp Seip untersuchte 1712 dieses Naturphänomen und beschrieb die Heilwirkungen von Kohlendioxid-Trockenbädern. Als Brunnenarzt analysierte er die Pyrmonter Heilquellen und verordnete je nach Diagnose deren kurmäßige Anwendungen: Als Trinkkur sollten die Brunnen ab dem frühen Morgen frisch geschöpft schluckweise getrunken werden, und zwar ruhig gehend, in freier Natur. Dazu bietet das Pyrmonter Alleensystem mit der Klosterallee sowie der Hauptallee, 1668 von Georg Friedrich von Waldeck eigens für den Kurbetrieb mit Linden angepflanzt, schattige Flaniermeilen im Freien. Sie liegen in unmittelbarer Nähe zum Brunnenplatz mit dem Brunnenausschank direkt aus der Hauptquelle auf dem Brunnenplatz: „Hylliger Born“, was Heilige Quelle bedeutet.

Die Verbindung von dort über die Klosterallee in die umgebende Natur bilden 1883 gepflanzte Linden. Diese beeindruckende Natur-Kathedrale aus mächtigen Baumveteranen den Bomberg hinauf muss man erlebt haben.  Im Bereich Oberer Kurpark bieten sich wunderschöne Ausblicke in den Pyrmont-Lügder Talkessel, der sich wie ein grandioses Landschaftspanorama kulissenartig ausbreitet. 
Wanderwege wie der berühmte „Philosophenweg“ bieten Entspannung für Körper, Seele und Geist in freier Natur; modern heißt das Terrainkur. 
Der Heimatbund Bad Pyrmont bietet jeden Monat eine geführte Wanderung in diese Naturlandschaften zum Miterleben an.

Der Untere Kurpark, meist einfach „Kurpark“ genannt, gilt als nördlichste Palmenfreianlage Europas. Ursprünglich aus dem Küchengarten des Renaissance Schlosses, der Veste Pyrmont, hervorgegangen, entwickelten berühmte Gärtnermeister seit 1667 die heute unter Denkmalschutz stehende Anlage zum Landschaftspark im englischen Stil, mit französischen Anlagen, exotischen Pflanzen, alten Bäumen und Springbrunnen. Der romantische Malerblick, der japanische Garten und manches mehr machten die Anlage zu einem der schönsten Kurparkanlagen Deutschlands. 

Als Naturphänomen gelten wegen der geologischen Besonderheiten die Holzhäuser Erdfälle: Durch Auslaugungen im Gestein des Oberen Buntsandsteins vor ca. 300 Jahren entstanden heute mit Wasser gefüllte tiefe Trichter. Ganz in deren Nähe befindet sich Couppées Moorteich, ein natürliches Moorlager, aus dem seit den 1880er Jahren für balneologische Anwendungen in den Pyrmonter Badeabteilungen, und bis ca. 1940 für das Niedersächsische Staatsbad Pyrmont, Moor gewonnen wurde. Das 1968 gebaute Moorbadezentrum Königin-Luise-Bad löste die Moorbadezellen von 1825 ab.

Bad Pyrmont mit seinen Naturschätzen ist seit gut 2000 Jahren ein ganz besonderer Ort für Entspannung und Heilung suchende Menschen. Bad Pyrmont wird als Kraftort beschrieben und von vielen Menschen auch so empfunden. Die Naturkräfte haben diesen Heilort erschaffen und geprägt und durchwirken ihn auch weiter. Das dürfen wir nie vergessen.

  • Der Heimatbund Bad Pyrmont hat sich satzungsgemäß mit Eingaben bei Belangen für denkmalgeschützte Naturanlagen wie den Kurpark und schützenswerte FFH-Habitate eingesetzt. Zudem wurden zwei Naturprojekte initiiert: der Hummelpfad und der Schmetterlingspfad. Die Umsetzung gelang gemeinsam mit dem NABU Bad Pyrmont, der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung sowie dem Niedersächsischem Staatsbad und weiteren Partnern. – Auf Landesebene hat der Landesverband HBN e.V. Klagerecht im Bereich Natur- und Umweltschutz und nutzt dies mit Erfolg. – Regelmäßige Wanderungen in die Umgebung stärken die Erfahrung des Ortes mit seinen heilsamen Naturkräften.